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M3 Die Minderheit achten Der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Friedrich Wilhelm Lübke (CDU) am 9. Juli 1951 vor dem Landtag: Nach der Errichtung eines deutschen Außenministeriums kann sie [die Grenzfrage] im Rahmen schleswig-holsteinischer Landespolitik nur noch unter dem kulturellen Blickwinkel gesehen werden. Ausgangspunkt ist hierbei für uns, dass die Grenze von 1920 festliegt. Das bedeutet, dass wir sowohl hüben wie drüben auf die Dauer mit völkischen Minderheiten rechnen müssen. Wir achten die echte dänische Minderheit und sichern ihr freie Ausübung ihrer Kultur zu. Ich glaube, es ist nicht zu viel verlangt, wenn wir hierbei allerdings davon ausgehen, dass das gleiche Recht unseren deutschen Brüdern in Nordschleswig gewährt werde und dass die freie kulturelle Ausübung nicht für politische, insbesondere grenzrevisionistische1 Zwecke benutzt werden darf. Quellen zur Geschichte Schleswig-Holsteins, Teil IV: Schleswig-Holstein als Land der Bundesrepublik, Kiel 1985, S.192 f. M4 Ergebnis Zwei Tage nach der Unterzeichnung der Bonn-Kopenhagener Erklärungen in Bonn fasst der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Kai-Uwe von Hassel (CDU) vor dem Landtag das Ergebnis zusammen: 1. Zum ersten Male ist es zu einem umfassenden und – das möchte ich sagen – sehr fruchtbaren Gespräch der beiden Regierungen unter Beteiligung der Landesregierung gekommen. 2. Es brachte im Laufe der Verhandlungen als grundsätzliches Ergebnis, dass die Rechte der beiden Minderheiten auch in der äußeren Form auf eine gleiche Grundlage gestellt worden sind. 3. Es eröffnet auch der deutschen Minderheit endlich den Ausbau und damit eine Festigung ihres Schulwesens. 4. Es führte zu der erwünschten Versorgung der Kriegsopfer der deutschen Minderheit auf gesetzlicher Grundlage. 5. Es möge den Weg vorbereitet haben, den noch unter den Folgen der Gesetzgebung der Nachkriegszeit leidenden Angehörigen der deutschen Minderheit und den betroffenen deutschen Staatsbürgern Erleichterungen zu geben. Quellen zur Geschichte Schleswig-Holsteins, Teil IV, a. a. O., S. 199 M5 Sicht der deutschen Volksgruppe Die deutsche Volksgruppe in Nordschleswig (Dänemark) umfasst etwa 15 000 Mitglieder. Sie unterhält Kindergärten, Schulen und Büchereien, gibt eine Tageszeitung („Der Nordschleswiger“) heraus und sieht ihre Aufgabe darin, „die geschichtlich gewachsene deutsche Identität und die deutsche Sprache und Kultur in Nordschleswig zu fördern und ihrerseits zur kulturellen Vielfalt beizutragen“. Der Hauptvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger, Hans Heinrich Hansen, erklärt am 29. März 2005: Je mehr Zeit vergeht, je deutlicher wird, dass die Bonn-Kopenhagener Erklärungen nicht als solche interessant sind, sondern durch den Prozess, der auch durch sie in Gang gesetzt wurde. Ein Prozess, bei dem Mehrheitsbevölkerung und Minderheiten von der Konfrontation, über die Tolerierung zur heutigen Kooperation gelangt sind – vom Gegeneinander zum Miteinander […]. […] Wir als Minderheit wollen in unserer Eigenart anerkannt werden, und wir wollen selbst darüber befi nden, was diese Eigenart ist – ob man darunter Kultur, Sprache, Zugehörigkeit, Singen von Liedern, Schulbesuch oder etwas völlig anderes versteht. www.nordschleswig.dk/SEEEMS/1284.asp (Zugriff vom 19. 10. 2010) Arbeitsaufträge für alle Materialien: 1. In der deutsch-dänischen Grenzregion hat man aus der Vergangenheit gelernt. Begründen Sie diese Aussage (M1 bis M5 und Darstellung). 2. Interpretieren Sie das Briefmarkenmotiv. Berücksichtigen Sie dabei M5. i Briefmarke von 2005. Das Motiv für die in Dänemark und der Bundesrepublik ausgegebenen Marken hat die deutsche Grafi kerin Angela Kühn gestaltet. 1 grenzrevisionistisch; hier: eine Änderung der 1920 festgelegten Grenzen fordernd 5 10 5 10 5 10 15 155Deutsche und Dänen: zwischen Gemeinschaft und Konfl ikt N r z u Pr üf zw ec ke n Ei g nt um d es C .C .B uc hn er V rla gs | |
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