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1950192518501825 19001875 „Alles fl ießt und verändert sich beständig“ – diese Äußerung wird dem griechischen Philosophen Heraklit (520-460 v. Chr.) zugeschrieben. Für die Geschichte kann dieser Satz übernommen werden, freilich mit dem Zusatz, dass sich historische Zustände mit unterschiedlicher Geschwindigkeit verändern. Sogenannte „Zeiten von langer Dauer“ ohne erkennbare Veränderungen, wie z. B. die Grundherrschaft, die Mitteleuropa vom Mittelalter bis ins 18./19. Jahrhundert prägte, kennzeichnen die Vergangenheit. Auf der anderen Seite waren andere Perioden der Geschichte ebenso von schnellen Ereignisfolgen und Umschwüngen bestimmt. Die Industrialisierung im 19. Jahrhundert, von der Geschichtswissenschaft auch gelegentlich als Industrielle Revolution gekennzeichnet, veränderte Wirtschaft und Gesellschaft in kurzer Zeit. Geschichte verläuft nicht stetig und harmonisch – auch nicht heute. Die Geschichtswissenschaft versucht, die Faktoren herauszufi ltern, die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel lenken, verstärken oder beeinträchtigen. Sie stellt auch die Folgen von Veränderungen dar und beschreibt, wie Menschen die hartnäckige Existenz bestimmter Strukturen empfunden haben, an ihnen festhalten wollten und oder sie infrage stellten. Die Beschäftigung mit dem Wandel von Wirtschaft und Gesellschaft kann Verständnis für Veränderungen fördern. Sie kann auch Einsichten verbessern, über den Umgang mit solchen Prozessen wie deren Begleiterscheinungen stets nachzudenken: Das Wort „Krise“ z. B. löst bei den einen Angst und Unsicherheit aus, bei anderen eher positive Gefühle und Zustimmung. Der Begriff „Krise“ lässt aber beide Empfi ndungen zu, denn er lässt den Ausgang einer Entwicklung offen. „Krisen“ in der Vergangenheit wurden überwunden, ohne dass es zu tief greifenden Veränderungen kam. Sie konnten aber zu anderen Zeiten geradezu einen Umbruch auslösen. Die Diskussion historischen Wandels kann uns daher helfen, uns über heutige Veränderungen bewusst zu werden, sie besser einzuordnen und ihnen auf dem Hintergrund geschichtlicher Erfahrungen rational und human zu begegnen. In diesem Kapitel können folgende Kompetenzen erworben werden: u Wahrnehmungskompetenz: Sie entwickeln eigenständig oder angeleitet gezielte und weiterführende Fragen für verschiedene Sachgebiete des Semesterthemas „Wandel von Wirtschaft und Gesellschaft“. u Erschließungskompetenz: Sie erschließen sozialen Wandel vom mittelalterlichen Feudalismus bis zur heutigen Globalisierung durch fachgerechte Interpretation verschiedener Quellenarten und Analyse historischer Darstellungen. u Sachurteilskompetenz: Sie beurteilen Ursachen und Folgen von Veränderungen in verschiedenen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft in ihrem Zusammenhang. u Orientierungskompetenz: Sie bewerten die Eignung der Kategorie Fortschritt für die Beschreibung von Veränderungs und Modernisierungsprozessen. 1834 Gründung des Deutschen Zollvereins ca. 1860 1914 Etwa 16 Millionen Menschen wandern auf der Suche nach neuen Arbeitsplätzen vom Osten in den industrialisierten Westen des Deutschen Reiches. 1835 Die erste deutsche Eisenbahnstrecke verläuft zwischen Nürnberg und Fürth. ca. 1840 Die Industrialisierung gelangt auf dem europäischen Kontinent zum Durchbruch. ca. 1875 1910 In Deutschland entstehen industrielle Ballungszentren; die Wohn und Arbeits bedingungen der Arbeiterschaft verschlechtern sich. 1848/49 Revolution von 1848/49 1883 1889 Staatliche Sozialgesetze schaffen einen Rechtsanspruch auf fi nanzielle Leistungen im Alter, bei Krankheit oder Unfall. 1871 1873 Die Gründung des Deutschen Reiches löst einen wirtschaftlichen Boom aus („Gründerzeit“), der in eine bis 1895 anhaltende Phase verlangsamten Wachstums („Große Depression“) umschlägt. 1880 Mit der Serienfertigung von normierten Einzelteilen beginnt die Massenproduktion. ab 1890/95 Durch den Aufschwung in den „modernen“ Industrien (Elektrotechnik, Chemie und Maschinenbau) steigt Deutschland zu einer der größten Industrienationen auf. Ende des 20. Jh. Die Globalisierung nimmt stark zu. Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V rla g | |
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