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187 Von der Hände Arbeit leben – bürgerliche und bäuerliche Arbeitswelten M1 Geschäftsreisen Das ausführliche Rechnungsbuch eines Freiburger Kaufmanns von 1487/88 lässt folgende Aktivitäten erkennen: Er kauft hauptsächlich Weinstein, d. h. weinsaures Kalium, einen Niederschlag aus Weinfässern, der damals als Medizin und zu verschiedenen anderen Zwecken benutzt wurde, aus den Weindörfern westlich und südlich der Stadt Freiburg. Dann transportiert er diese sehr schwere Ware auf dem Landweg über Kappel am Rhein nach Straßburg, worauf er mit einem Schiff nach Frankfurt am Main zur Frühjahrsmesse fährt. In Frankfurt verkauft er den Weinstein gegen Tuch aus dem Norden unter Zuschuss von Bargeld, weil der Stoff wertvoller als der Weinstein war. Mit diesem Tuch kehrt er sofort wieder in die hiesige Gegend zurück und verkauft es auf den Märkten in und um Freiburg. Danach macht er eine zweite Fahrt nach Frankfurt zur Zeit der Herbstmesse mit den gleichen Waren und unter den gleichen Geldverhältnissen. Auf beiden Reisen treibt er als Nebengeschäft Handel mit Tragpferden, weil der Weinstein erheblich schwerer als das zurücktransportierte Tuch war. Während der Handel auf den beiden Reisen im Jahre 1487 und auf der ersten Fahrt im Jahre 1488 auf die geschilderte Weise verlief, wurde sein Tauschvorhaben im Jahre 1488 durch einen Schiffsunfall und eine daraus folgende Beschädigung eines großen Teils des Weinsteins offenbar erheblich beeinträchtigt. Infolgedessen musste er sein Verfahren im restlichen Teil des Jahres nach vorheriger Beratung mit seinem geldgebenden Handelspartner stark ändern. Alle Verkäufe wurden nur noch gegen Bargeld vollzogen und neue, möglichst gewinnreiche Waren zu handeln versucht. So handelt er auf der zweiten Reise von 1488 und im restlichen Teil dieses Jahres mit folgenden neuen Waren: Branntwein, Messern und Pferden. Daneben betrieb er den Anund Verkauf von Tuch in der bisherigen Form. Der Ertrag wurde aber auch dadurch nicht wesentlich gehoben. Er setzte sich also neue Reiseziele. München und Augsburg kamen zu Frankfurt hinzu. Aber die Marktverhältnisse in diesen neuen Städten waren ihm ziemlich fremd. Als er nach München kam, um Sensen zu kaufen, konnte er dort keine fertige Ware fi nden. Er musste infolgedessen in Augsburg Messer kaufen. Am Ende des Jahres war er aus diesem Grunde noch sehr tief bei seinem Handelspartner verschuldet, und die Bereinigung des hieraus entstandenen Streites vor dem Freiburger Gericht sollte noch Jahre dauern, wenigstens bis 1495, in welchem Jahr er eine Verteidigung gegen die Appellation1 an die königlichen Räte vorbereitet hat. Steven W. Rowan, Die Jahresrechnungen eines Freiburger Kaufmanns 1487/88, in: Stadt und Umland, herausgegeben von Erich Maschke und Jürgen Sydow, Stuttgart 1974, S. 234 f. 1. Ermitteln Sie auf einer Karte die Entfernungen, die der Freiburger Kaufmann in einem Jahr zurücklegen muss. 2. Stellen Sie dar, welche Probleme der reisenden Kaufl eute diese Momentaufnahme zeigt. 3. Beurteilen Sie Chancen und Risiken des Geschäfts des Freiburger Kaufmanns. 1 Appellation: Berufung 5 10 15 20 25 30 35 40 i Ein mittelalterlicher Fernhändler und seine Kundin. Abbildung aus der berühmtesten mittelhochdeutschen Liederhandschrift (der sogenannten „Manessischen Handschrift“) aus der ersten Hälfte des 14. Jh. Die Abbildung zeigt, wie ein Fernhändler einer interessierten Kundin Luxusgüter wie kostbar gearbeitete Lederwaren und modische Taschen anpreist, die er auf dem Saumtier transportiert und nun zur Besichtigung aufgehängt hat. Die Frau wird durch ihre vornehme Kleidung und ihr Schoßhündchen auf dem Arm als adlige Dame gekennzeichnet. Nu r z u Pr üf zw ec ke n E g tu m d s C .C .B uc hn er V er la gs | |
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