Volltext anzeigen | |
Zensorats-Inspektoren [Zensoren waren chinesische Beamte, die die Verwaltung und die Verwaltungsbeamten überwachten] stellten fest, dass es in den Gesammelten Statuten keinen Präzedenzfall [einer Tributgesandtschaft der Portugiesen] gäbe, und ließ sie nicht [zur Hauptstadt] gehen. Daraufhin zogen sie sich zurück und gingen in Nant’ou bei Tungkuan [am Ostufer der Bucht von Kanton] vor Anker. Sie bauten sich [dort] sogleich Häuser, errichteten Palisaden und verließen sich auf ihre Feuerwaffen, um ihre [Stellung] zu sichern. Als einige zum [Kultur-]Ministerium kamen, führten sie nicht die Zeremonie des Kniens aus, und zur Audienz am Kaiserhof beanspruchten sie den Vorrang vor allen anderen Barbaren. Die Zensoren Ch’iu Tao-lung und Ho Ao machten nacheinander detaillierte Eingaben. [Darin] sagten sie, [die Portugiesen] hielten Gewalttätigkeit und Aufruhr für Tapferkeit […]. Vom Sturm verschlagen seien [die Portugiesen] beim Ankerplatz [von Kanton] angekommen; sie gingen hin und her um auszukundschaften und machten sich mit unseren Wegen und Straßen vertraut; sie raubten oder kauften kleine Kinder, um sie zu kochen und zu verspeisen. Kürzlich hätte der König von Malakka in einer Eingabe mitgeteilt, dass sie ihm sein Land weggenommen und in Feindschaft [viele Menschen] getötet hätten. Das Unheil ihres Mordens und Plünderns wäre unübertreffbar. Es wäre daher angebracht, [die Portugiesen] sofort zu verjagen, streng den privaten Verkehr mit ihnen zu verbieten und die von ihnen errichteten Häuser und Befestigungen restlos zu zerstören: Verfolgung und Bestrafung von Händlern und Handwerkern, die privat mit den Barbaren verkehrten, seien zu verschärfen. Ein kaiserlicher Erlass hieß diese Vorschläge gut. Zitiert nach: Urs Bitterli (Hrsg.), a. a. O., S. 142 f. 1. Fassen Sie die wesentlichen Vorwürfe gegenüber den Portugiesen zusammen. 2. Beziehen Sie diesen Text auf die vorangegangene Quelle (Vasco da Gamas Ankunft in Kalikut). Die beiden Quellen schildern die Ereignisse im Zusammenhang der Ankunft portugiesischer Entdecker sehr unterschiedlich. Arbeiten Sie die wesentlichen Unterschiede heraus und vergleichen Sie. M3 Ansicht von Kalikut Die Ansicht stammt aus dem Atlas Civitates orbis terrarum von Georg Braun und Franz Hogenberg aus dem Jahr 1572. Kalikut ist bereits im 15. Jahrhundert, also vor Vasco da Gamas Ankunft, ein wichtiger Handelsplatz, der zwischen China und Arabien vermittelt. Seit Anfang des 16. Jahrhunderts bemühen sich die Portugiesen um die Vorherrschaft in Kalikut, außerdem suchen sie ein Monopol über den Gewürzhandel zu erringen, der in arabischer Hand liegt. 1540 erlangen sie das Monopol, das aber bis Ende des 16. Jahrhunderts umstritten bleibt, weshalb Kalikut mehrfach zum Kriegsschauplatz wird. 1. Benennen Sie wesentliche Elemente der dargestellten Szenerie. 2. Überprüfen Sie, ob und inwieweit die dargestellten Machtkämpfe um die Stadt hier sichtbar werden. 3. Besuchen Sie die Website der heutigen Stadt Kalikut (Kozhikode) unter http://kozhikode.nic.in/newkzk. Nehmen Sie Stellung zum Umgang der Stadt mit ihrer eigenen kolonialen Vergangenheit. 10 15 20 25 30 35 85Europa in der Welt – Kolonialismus Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V e la gs | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |