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2 Aus den hohen Zahlen lässt sich erkennen, dass die Franziskaner nicht den vollständigen liturgischen Taufritus vollzogen haben können. 3 Unter „Katechismen“ sind hier kleine, selbstgemachte Bilderbücher zu verstehen, mit denen die Ordensbrüder den Einheimischen die christliche Lehre zu vermitteln versuchten. i Taufe eines Azteken durch einen Dominikanermönch. Ausschnitt aus einem Gemälde von Nicolas Rodríguez Juárez, um 1700. p Beschreiben Sie, wie der Maler die Taufe darstellt. p Analysieren Sie, welches Ideal von Christianisierung sich in dem Gemälde ausdrückt. p Erörtern Sie, welches Bild der Kolonisation das Gemälde vermittelt. In dieser Provinz von Mexiko haben ich und ein anderer Mitbruder und Gefährte mehr als zweihunderttausend Menschen getauft, ja noch viel mehr, sodass ich selbst nicht mehr die Zahl weiß. Oft kommt es vor, dass wir an einem Tag vierzehntausend Personen taufen. Manchmal sind es zehn-, manchmal achttausend.2 […] Meine Aufgabe und Beschäftigung ist es, Tag und Nacht zu predigen und zu lehren. […] Weil das Land riesig und von zahllosen Menschen bevölkert ist, die Prediger aber zu wenige sind, um eine so große Menge zu unterrichten, haben wir in unseren Häusern die Kinder der Herren und Vornehmen versammelt, um sie im katholischen Glauben zu unterweisen, damit sie diesen anschließend ihrerseits ihre Eltern lehren. […] Ich habe unter meiner Obhut in dieser Stadt Mexiko mindestens fünfhundert oder mehr, denn es ist die Hauptstadt des Landes. Ich habe etwa fünfzig der Gelehrigsten ausgewählt, die ich jede Woche getrennt von den anderen darüber unterweise, was am folgenden Sonntag zu tun und zu predigen sei. […] Sonntags gehen diese Jungen dann weg und predigen überall in der Stadt und der ganzen Umgebung […]. Sie verkünden den katholischen Glauben und bereiten das Volk mit ihren Katechismen3 auf den Empfang der Taufe vor. Wir begleiten sie bei diesen Unternehmungen und zerstören dabei die Götzenbilder und Tempel an einem Ort, während andere es an anderen Orten tun, und errichten dem wahren Gott Kirchen. […] So ist das hier also. Ich bitte Euch deswegen, innigst geliebte Patres und Brüder, seid alle so gütig und betet für mich zum Herrn. […] Gelobt sei Unser Gott und gepriesen sein Sohn Jesus Christus. Horst von der Bey (Hrsg.), „Auch wir sind Menschen so wie ihr!“ Franziskanische Dokumente des 16. Jahrhunderts zur Eroberung Mexikos (übersetzt von Regina Kaufmann), Paderborn/München/Wien/Zürich 1995, S. 105 108 1. Gliedern Sie den Brief in sinnvolle Abschnitte. Fassen Sie diese mithilfe von Überschriften zusammen. 2. Arbeiten Sie die religiösen Vorstellungen und Bräuche der Ureinwohner nach den Schilderungen des Franziskanermönchs heraus. 3. Charakterisieren Sie die Vorgehensweise der Franziskaner bei der Missionierung der einheimischen Bevölkerung. 4. Setzen Sie sich kritisch mit dem Phänomen „Missionierung“ auseinander. Greifen Sie dabei auch auf aktuelle Beispiele zurück. 30 35 40 45 50 55 87Europa in der Welt – Kolonialismus Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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