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Künstlerische Freiheit In der Literatur, Philosophie und Kunst bewirkte die Romantik* einen Umbruch. Anstatt in der vergangenen Welt der Antike* (Klassizismus*, S. 172 f. und Historismus*, S. 180 ff.) Vorbilder für die kulturelle Gestaltung zu suchen, wandte man sich der Gegenwart zu und entwickelte ein individuelles und intensives Naturgefühl, das sich auch in der Betonung der Farbe ausdrückte. Die revolutionären Ver änderungen auf industriellem, sozialem und wirtschaftlichem Gebiet führten zu einer weitgehenden künstlerischen Freiheit und ließen leidenschaftliche Experimente mit Farbe und Form aufkommen (s. u. a. Turner, S. 177), die schließlich zu einer künstlerischen Bewegung mit weitreichender internationaler Bedeutung führten: dem Impressionismus* (s. S. 188 ff.). Das Interesse der Impressionisten galt aber nicht allein der Erscheinung der Gegenstände im wechselnden Licht, sondern auch der Entdeckung und Wahrnehmung neuer großstädtischer Motive wie auch der Freizeitgestaltung in den malerischen Vororten von Paris. In Auguste Renoirs (1841 1919) Bild „Das Frühstück der Ruderer“ (Abb. 2) ist in einer Momentaufnahme die unbeschwerte Stimmung eines Sommertages eingefangen: Erholungssuchende Pariser Bürger haben sich zu einem sportlichen Wettkampf getroffen. Sie entspannen sich unter dem Baldachin* der Terrasse des Restaurants „La Fournaise“ in Chatou in der Nähe von Paris bei angeregter Unterhaltung und gutem Essen. Neben der Betonung von Farbe und Maltechnik, die rasch zu weiteren Stilen führte (Neoimpressionismus*, S. 204 ff. und Expressionismus*, S. 218 f.), wird in den Bildern des Impressionismus auch das Wunschbild der klassenlosen, in friedlicher Koexistenz lebenden Gesellschaft vorgeführt, wie es auch in den politischen Manifesten der Zeit propagiert wurde (z. B. bei Karl Marx). Der Gedanke einer umfassenden, nicht nur künstlerischen, sondern gesellschaftlichen Erneuerung bewegte um 1900 den Jugendstil* (s. S. 196 ff.) mit dem Ziel, alle Gestaltungsbereiche (Architektur, Design*, Malerei etc.) künstlerisch zu erfassen und zu verknüpfen. Von hier aus führte der Weg der Kunst in die Radikalität der Ismen des 20. Jahrhunderts, die mit allen vorhergegangenen Stilen brachen und sich nur noch auf die Autonomie der Kunst und des schöpferischen Individuums stützten. 2 Auguste Renoir: Das Frühstück der Ruderer, 1880/81 Öl auf Leinwand, 130 x 173 cm, The Philipps Collection, Washington D. C. N u r zu P rü fz w e c k e n E ig n tu m d s C .C .B u c h n e r V e rl a g s | |
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