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2 Caspar David Friedrich: Der Wanderer über dem Nebelmeer, um 1817/18 Öl auf Leinwand, 98,4 x 74,8 cm, Hamburger Kunsthalle, Hamburg seinen Reisen durch die deutschen Länder hielt Friedrich seine Eindrücke mit Zeichnungen in seinen Skizzenbüchern fest. Aus diesen stellte er dann seine großen Bildkompositionen zusammen. In ihnen wird ein Gegenstand (Ruine/ Kirche, Hünengrab, Ufer/Hafen, Berg/Gebirge, Wald, Schlucht/Höhle, Tanne/Eiche) zum Träger einer bestimmten Bildaussage und Stimmung. Das Bild „Der einsame Baum (Dorfl andschaft bei Morgenbeleuchtung)“ von 1822 (Abb. 1) zeigt eine von Menschen kultivierte und besiedelte Ebene, die nach hinten von einem bläulich schimmernden, dunstig wirkenden Bergzug abgeschlossen wird. Im Vordergrund erhebt sich eine alte, bereits vom Blitzschlag zersplitterte Eiche in den Morgenhimmel. Darunter steht ein Hirte, der auf seine unweit grasende Herde Schafe achtgibt. Das Bild ist keine reine Naturschilderung, sondern will darüber hinaus die Verbundenheit des irdischen Lebens mit der göttlichen Urkraft veranschaulichen. Die Eiche steht für das Leben des Menschen – aber auch für das neue Vaterlandsbewusstsein. Trotz ihres Alters und Zustandes – einige vom Blitz getroffene Zweige sind bereits abgestorben – gedeiht die Eiche weiter. Der Himmel spiegelt sich in den Teichen wider und zeigt die Verbindung zum Göttlichen, Überirdischen. Auch die fernen Kirchen im bläulichen Ton der Berge stellen diese Verbindung her. Politische Symbolik Das vielleicht bekannteste Bild C. D. Friedrichs zeigt einen Wanderer, der einen Berg erklommen hat und nun weit über die Gipfel der Landschaft blickt (Abb. 2). Dabei sieht man nur die Rückenpartie der Figur, deren Umrisse sich scharf von der nebligen Gebirgslandschaft abheben. Dieses Bild wird immer wieder als Beispiel für die Natursehnsucht der Romantiker zitiert. Der schweifende Blick in die ferne Gebirgswelt wurde als Sehnsucht nach der Verbundenheit mit der Natur (und damit auch mit der Sehnsucht nach Gott, als deren Schöpfer) gedeutet. Friedrichs Bilder sind aber auch politisch motiviert. Wie viele seiner Zeitgenossen und Freunde sympathisierte der Maler mit den Befreiungskriegen gegen den verhassten Tyrannen Napoleon. Bis in seine letzten Bilder hat Friedrich die Erinnerung an die Befreiungskriege und den politischen Enthusiasmus der nationalen Erneuerung bewahrt. In der dunkel gekleideten Rückenfi gur, wie sie im „Wanderer über dem Nebelmeer“ auftaucht, kann man die sogenannte Demagogentracht erkennen, die Kleidung der politisch orientierten und nach 1819 verbotenen Deutschen Burschenschaft, die einen einheitlichen deutschen Staat beschwor. N u r zu P ü fz w e c k e n E ig tu m d e s C .C .B u c h n e r V e rl a g s | |
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