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„Pavillon des Realismus“ Courbet verweigerte konsequent jedes Zugeständnis an den „guten Geschmack“ der Bourgeoisie* und die akademischen Vorschriften seiner Zeit. Er malte Bilder aus der Arbeitswelt, Szenen mit Steinklopfern (Arbeitern, die Steine für den Straßenoder Häuserbau zurechtschlugen), Kornsieberinnen sowie nackte oder leicht bekleidete Frauen in der freien Natur. Auch mit dem heute allgemein als Courbets Hauptwerk bezeichneten Bild „Das Atelier des Künstlers“ (Abb. 2) stieß er auf wenig Verständnis bei Kritik und Publikum: Der in der Mitte an einem Landschaftsbild malende Künstler, ein Selbstporträt Courbets, ist auf der rechten Bildseite umringt von seinen Freunden, unter ihnen der Lyriker und Freidenker Charles Baudelaire (1821 1867) und der Anarchist Pierre Joseph Proudhon (1809 1865). Auf der linken Seite sind verschiedene charakteristische Typen der unteren Schichten aus dieser Zeit versammelt: ein Bajazzo (itl. Clownsfi gur), der das Theater verkörpert, ein Mäher und ein Landarbeiter, die für das bäuerliche Leben stehen, ein untätiger Arbeiter, der die Arbeitslosigkeit darstellt, ein Totengräber als Symbol für den Tod und eine Prostituierte, die das Laster versinnbildlicht. Der im Bild zu sehende Priester symbolisiert schließlich noch die katholische Religion. Um gegen den offi ziellen Kunstbetrieb im Pariser Salon zu protestieren, eröffnete Courbet während der Weltausstellung 1855 eine Privatausstellung in einem „Pavillon des Realismus“. Er wollte damit nicht nur die Vielfalt seiner Bilder einem sonst voreingenommenen Publikum zeigen, sondern auch gegen die Praktiken der in seinen Augen ungerechten und bornierten Salonjury demonstrieren. 2 Gustave Courbet: Das Atelier des Künstlers, um 1855 Öl auf Leinwand, 361 x 598 cm, Musée d‘Orsay, Paris u r zu P rü fz w e c k e n E ig e n tu m d e s C .C .B u c h n e r V e rl a g s | |
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