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1 Erläutern Sie, welche Überlegungen zur künstlerischen Bewegung des Realismus führten. 2 Benennen Sie die Gestaltungsmittel, mit denen Courbet (Abb 1, 2) die einfache Bevölkerungsschicht als neuartiges Malmotiv würdigte und aufwertete. 3 Inszenieren Sie Millets „Ährenleserinnen“ (Abb. 3) als Szenenbild neu, indem Sie ein Thema aus Ihrer eigenen Lebenswelt umsetzen (z. B. Randgruppen in der heutigen Gesellschaft). Die Schule von Barbizon Die sogenannten Maler der Schule von Barbizon, eine Gruppe von Künstlern, die auch zu den realistische Malern gezählt werden und zu denen auch Camille Corot (1796 1875) gehörte, unterließen es hingegen, in ihrer Malerei auf menschliche Arbeit, soziale Unterschiede und Missstände hinzuweisen. Sie studierten vielmehr die freie Natur und die Landschaft bei Paris rings um das Dorf Barbizon und den Wald von Fontainebleau. In ihren Bildern offenbart sich die Liebe zur französischen Landschaft, das Spiel des Lichtes und die Lebendigkeit der malerischen Handschrift. Es war der Beginn der Freilichtmalerei (Pleinairmalerei), die direkt zum Impressionismus* (s. S. 188 ff.) führte. Corots „Ville-d‘Avray“ (Abb. 4) zeigt ein stimmungsvolles Bild seiner französischen Heimat. Besonders gekonnt hat der Maler die weiche Atmosphäre des Lichts wiedergegeben. Corot wurde darin für die Impressionisten ein Vorbild in der genauen Betrachtung der Natur und der direkten ungeschönten Wiedergabe im Bild. Wilhelm Leibl und sein Kreis Auch innerhalb der deutschen Malerei wurden Courbet und die französische Bewegung des Realismus* wahrgenommen und bewundert. Der aus dem Rheinland stammende, in München lebende Maler Wilhelm Leibl (1844 1900) hatte Courbet 1869 auf der „Internationalen Ausstellung“ im Münchner Glaspalast kennengelernt. Er war daraufhin mehrere Monate nach Paris gezogen, um in der Nähe seines Idols zu arbeiten. Leibl entwickelte später über sein Vorbild Courbet hinaus einen fast fotografi sch genauen Malstil, in dem er besonderen Wert auf Details und die stoffl iche Wiedergabe legte, wie in seinem Hauptwerk „Die drei Frauen in der Kirche“ (Abb. 5): Drei Frauen verschiedenen Alters sitzen eng aneinandergedrängt auf der Bank einer oberbayerischen Dorfkirche. Zwei von ihnen lesen im Gebetbuch, die dritte ist im Gebet versunken. Leibl zeigte nur einen Ausschnitt der Szene im Bild, malte ihn dafür aber in allen Details aus: An den Händen der Bäuerinnen erkennt man ihr Alter, die Gesichter sind ebenfalls von Falten und Runzeln durchzogen. Selbst das Blumenmuster der jungen Frau ist nicht nur angedeutet, sondern ganz genau ausgeführt. Die Wiedergabe der Wirklichkeit geht soweit, dass man sogar die Schrift in dem Gebetbuch entziffern kann. Diese malerische, detailreiche Sorgfalt ist beispielhaft für Leibls Malerei und bezeichnend für seine realistische Kunstauffassung. 5 Wilhelm Leibl: Die drei Frauen in der Kirche, 1881/82 Öl auf Holz, 113 x 77 cm, Hamburger Kunsthalle, Hamburg N u r zu P rü fz w e c k e n E ig e n tu m d e C .C .B u c h n e r V e rl a g s | |
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