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2 Édouard Manet: Die Barke, 1874 Öl auf Leinwand, 80 x 98 cm, Neue Pinakothek, München Neue Themen des Impressionismus Das alle Maler verbindende Thema des Impressionismus war das zeitgenössische moderne Leben, wobei Motive der Freizeit im Vordergrund standen: Caféhausund Konzertszenen, Ausfl üge in die Pariser Gärten oder in die Vororte. Man suchte die Stoffe der Malerei nicht länger in der Vergangenheit, in einer idealisierten und verklärten Zeit, sondern fand sie in der Gegenwart. Die Künstler erzählten keine Geschichten mehr; sie malten nun die sinnlichen, vergänglichen Momente des Lebens und hielten sie mit einer fl üchtigen Malweise, bestehend aus einzelnen Pinselstrichen, fest. Dafür verließen sie ihr Atelier und gingen hinaus, um das Motiv vor Ort zu betrachten und zu erfassen. Sie arbeiteten damit pleinair, also draußen in der freien Luft. In ihren Bildern dominiert die farbige Erscheinung stets vor der zeichnerischen Form, wobei zunehmend Erkenntnisse der Farbtheorie und Optik in die Malpraxis Eingang fanden. Um den Eindruck des Spontanen zu unterstützen, bediente man sich neuer Kompositionsmuster, die zum Teil aus der erst vor wenigen Jahren erfundenen Fotografi e stammten. Dazu gehörten zum Beispiel abrupt beschnittene oder mehrmals im Bild wechselnde Blickwinkel, nicht zentrierte Motive, leere Bildmitten und eine fehlende Hierarchie der Bildelemente. Immer wichtiger wurde die Sehund Erkenntnisleistung des Betrachters, der die impressionistischen Bilder auch als Zeichen einer sich radikal verändernden Welt begreifen konnte. Beispielhaft dafür ist das Bild von Claude Monet (1840 1926): „Impression, Sonnenaufgang“ (Abb. 1) von 1873. Monet gab hier die Stimmung eines frühen Morgens am Hafen von Le Havre, seiner Heimatstadt, wieder, mit den im Morgendunst verschwimmenden Hafenanlagen und den vor Anker liegenden Schiffen. Gerade durch die Skizzenhaftigkeit und Verschwommenheit der Komposition gelang es ihm, die Atmosphäre einzufangen. Scharfe Details würden sie nur stören. Der rasche Pinselstrich markiert nur wenige Einzelheiten. Die Farbe Graublau dominiert die Farbgebung als Ausdruck des nebelverhangenen frühen Morgens. Sie wird kontrastiert von dem roten Sonnenball, dessen Refl exe auf dem Wasser tanzen. Ein weiteres Beispiel für die impressionistische Pleinairmalerei (Freiluftmalerei) ist das Bild „Die Barke“ (Abb. 2) von Édouard Manet (1832 1883). Manet malte seinen Künstlerfreund Claude Monet, der auf seinem Hausboot sitzt, das auf einem Seitenarm der Seine festgemacht ist. Der Künstler malt selbst gerade ein Bild pleinair. Er porträtiert aber nicht seine Frau Camille, die schemenhaft im Hintergrund sitzt, sondern offenbar die gegenüberliegende Uferlandschaft. Manet hat die Szene wiederum im typisch impressionistischen Stil festgehalten: mit unvermischt nebeneinandergesetzten Farbtupfen, fl immernden Lichtrefl exen auf dem Wasser und einer fl üchtig erfassten Bewegung, die alle festen Konturen aufl öst. N u r zu P rü fz w e c k e n E ig e n tu m d e s C .C .B u c h n e r V e rl a g s | |
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