Volltext anzeigen | |
2 Johann Heinrich Füssli: Der Nachtmahr, 1790/91 Öl auf Leinwand, 76,5 x 63,5 cm, Freies Deutsches Hochstift, Goethe-Museum, Frankfurt am Main Der Begriff Symbolismus wurde in Frankreich erstmals 1886 von dem Schriftsteller Jean Moréas (1856 1910) für eine neue literarische Richtung geprägt, deren Schwerpunkt auf einer komplexen, manchmal esoterisch orientierten Lyrik lag, zu deren wichtigsten Vertretern u. a. Charles Baudelaire (s. S. 185) gehörte. Traum, Ahnung und Obsession spielten eine wichtige Rolle. Motive aus der Religion und Antike wurden im Sinne einer neuen esoterisch spiri tuellen Auffassung umgedeutet. Eine künstlerische Strömung entstand Ende des 19. Jahrhunderts. Die symbolistischen Künstler verherrlichten gleichermaßen das „Reine, Edle und Erhabene“, wie auch die „dunkle Seite“, mit den Themen Sexualität (als Sünde), Tod und Teufel. In insgesamt vier Fassungen hat der in England lebende Schweizer Künstler Johann Heinrich Füssli (1741 1825) seine düsteren Visionen gemalt. Das bekannteste Bild ist „Der Nachtmahr“ (Abb. 2). Auf dem Bett liegt eine stark gelängte, sich nach hinten verrenkende Frauenfi gur, die von einem auf ihrer Brust hockenden Gnom bedrängt wird. Durch den Vorhang taucht im Hintergrund ein blindes Pferd auf, ein in der RoExkurs: Präraffaeliten Die englische Künstlergruppe der Präraffaeliten wandte sich gegen die herrschenden künstlerischen Konventionen. Gegründet in den 1820er-Jahren, lehnten diese Maler den modernen Materialismus ab. Sie eiferten der religiösen Kunst des Mittelalters* (s. S 82 ff.) und der italienischen Frührenaissance (s. S. 108 f.) nach, weshalb sie sich auch Präraffaeliten nannten. Ihr Malstil glich dem der Zeit vor dem großen Renaissance*-Künstler Raffael (s. S. 110 f.). Im Protest gegen den Stil der akademischen Kunst vereinigten sich u. a. John Everett Millais (1829 1896) und Dante Gabriel Rossetti (1828 1882) zu einer Künstlergruppe. Ihre Bildthemen entnahmen sie aus der mittel alterlichen Sagenwelt, der Bibel oder der Literatur. Durch die intensive Farbigkeit und die Detailgenauigkeit vermitteln ihre Bilder eine tiefsinnige Symbolik. Das Bild „Ophelia“ (S. 194, Abb. 3) von Millais, nach einem Drama von William Shakespeare (1564 1616) gemalt, zeigt die im Wasser treibende Ophelia. Sie wirkt nicht ertrunken (wie im Drama), sondern erscheint lebendig, in einem Traum gefangen, aus dem sie nicht mehr aufwachen wird. Sie ist vollständig bekleidet und blickt mit offenem Mund in den Himmel, während sie auf dem Wasser dahintreibt. In der rechten Hand hält sie eine Seerose, Symbol des Unbewussten und der weiblichen Erotik. mantik* beliebtes Symbol eines dämonisierten Tieres, auch als Sexualsymbol des männlichen Triebes zu verstehen. Füssli gehörte mit seinen (alb-)traumartigen Bildern zu den wichtigsten Vorläufern des Symbolismus. N u r zu P rü fz w e c k e n E ig n tu m d e s C .C .B u c h n r V e rl a g s | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |