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oder private Kunsthallen gegründet werden. Industrie gebäude, selbst ehemalige Bunker, Flugplätze etc. werden dafür umgewidmet (Abb. 5). Provokation und Beliebigkeit Die widerspenstige und teils aggressive Haltung der historischen Avantgarde hat sich verkürzt zur gezielten Provokation, indem gesellschaftliche Tabus verletzt werden. Alles, was mit Nazi-Deutschland und Hitler zu tun hat, wird immer noch in dieser Weise benutzt, wobei sich der Effekt jedes Mal etwas mehr abschwächt. Die kniende, unschuldig wirkende, betende kleine Hitler-Figur, die der Künstler Maurizio Cattelan (geb. 1960) gestaltete, ist ein gutes Beispiel hierfür (Abb. 6). Als Fazit der Entwicklung der letzten Jahrzehnte lässt sich behaupten, dass Kunst und Gesellschaft gut miteinander auskommen und die bewusst herbeigeführten Störfälle wie ein erwünschter Energieschub wirken können. Nach dem letzten Weltkrieg kritisierte der Philosoph Theodor W. Adorno (1903 1969) den „Jargon der Eigentlichkeit“. Er meinte damit die Vorbehalte einiger Philosophen seiner Zeit gegen die Moderne* und ihr Ausweichen vor der gesellschaftlichen Realität. Heute könnte man vom „Jargon der Beliebigkeit“ sprechen, der (fast) alles und jedes umarmt, was sich „Kunst“ nennt; denn normative Kriterien dafür stehen nicht mehr zur Verfügung. 6 Maurizio Cattelan: Him, 2001 Wachs, menschliches Haar, Stoff, 101 x 41 x 53 cm, Courtesy Galerie Perrotin, New York 5 Blick in die riesige Ausstellungshalle der Tate Modern in London, die sich in einem umgebauten Kraftwerk befi ndet (hier: die ehemalige Turbinenhalle), 2015 N u r z P rü fz w e c k e n E ig n tu m d e s C .C .B u c h n e r V e rl a g s | |
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