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1 Analysieren Sie Dúchamps „Akt, eine Treppe hinabsteigend“ (Abb. 2) unter dem Gesichtspunkt „Dynamik“: Mit welchen Gestaltungsmitteln erzeugt der Maler in diesem Bild Bewegung? 2.1 Verfremden Sie in Anlehnung an Man Rays Gestaltungskonzept einen Alltagsgegenstand, indem Sie durch Zufügen, Ergänzen oder Wegnehmen von Teilen dessen Funktion infrage stellen. 2.2 Finden Sie einen passenden Werktitel, der zusätzlich irritierend oder auch ironisierend wirkt. Grenzerweiterung seiner Kunst in den Alltag hinein entfaltete eine enorme Wirkung auf die kommenden Künstlergenerationen. Die neuen Realisten in Paris und die Pop-Art*-Künstler in New York (s. S. 242 f.) entdeckten nun die Reklameund Warenwelt; ihre Kunst gab dem „Populären“, dem allgemein Bekannten, den Vorrang. Während Duchamp nach seinem eigenen Bekunden Werke zur Beschäftigung des Geistes schaffen wollte, ließen seine Nachfolger den modernen, schrillen Alltag in ihren Werken die Hauptrolle übernehmen. Wie schon bei Duchamp stand auch bei ihnen nicht mehr das eigene Erfi nden und Schaffen von Kunst im Mittelpunkt, sondern das Suchen und Auswählen im Universum der Zivilisation. wurde. Er bewegt sich eine Treppe hinab. Die Aufl ösung des menschlichen Körpers im Raum wirkt beängstigend und die ihn umgebende Atmosphäre gespensterhaft. Duchamp hatte das gewohnte Erscheinungsbild des Menschen gewalttätig zersplittert. Die Figur erinnert in ihrer scharfkantigen Formgestaltung und der monochromen Farbgebung an einen Roboter. Duchamp erklärte dazu: „Die Darstellung der Bewegung einer Form innerhalb eines bestimmten Zeitraumes bringt uns ganz fatal in die Nähe von Geometrie und Mathematik; genauso, wie man eine Maschine konstruiert.“ Das Bild ist damit auch Ausdruck einer neuen Zeit, in der die Maschine mehr und mehr den Menschen ersetzte. Die Betrachter reagierten wütend oder auch mit Spott auf das für die moderne Kunst so wegweisende Werk. Die Lust an der Provokation teilte Duchamp mit Man Ray (1890 1976), einem Fotografen und Objektkünstler, mit dem er in New York die Methoden der „Dada*“-Bewegung verbreitete. Diese war 1916 in Zürich aus Protest gegen den Ersten Weltkrieg entstanden. Es handelte sich hierbei um eine Künstlergruppe, die sich selbst den Unsinnsnamen „Dada“ gab, der wie ein Babygestammel klang. Ihre ironische und kritische Haltung fand damals Verbündete in vielen anderen Städten. Schon der Titel von Man Rays Objekt „Geschenk“ stellt die Ironie heraus, die diesem Kunstwerk anhaftet (Abb. 3). Wie bei Duchamp verwendete Ray für diese Arbeit einen Alltagsgegenstand, den er auf eigenwillige Art künstlerisch verfremdete. Seine eigentliche Bestimmung ist durch die Überarbeitung komplett aufgehoben. Nachruhm und Wirkung Während Duchamp zu Lebzeiten nur in bestimmten Kunstkreisen in Paris und New York bewundert wurde, begann man nach seinem Tod sein künstlerisches Gesamtwerk umfassend zu würdigen und anzuerkennen. Die 3 Man Ray: Geschenk, um 1958 (Kopie der verlorenen Originalversion von 1921) Gußeisen, Kupfernägel, 18 x 10 x 10 cm, Privatsammlung, Mailand N u r zu P rü fz w e c k e n E ig e n tu m d e s C .C .B u c h n e r V e rl a g s | |
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