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des AWA die Masken aus ihren Verstecken außerhalb des Dorfes. Etwa 70 Maskentypen sind bekannt. Die Männer tragen die Masken – die größte von ihnen ist ca. 10 Meter hoch – nicht auf dem Kopf, sondern halten sie mit den Zähnen vor dem Gesicht. Kosmisches Spektakel In einer Geheimsprache wird die jahrhundertealte Zeremonie eröffnet. Die Maskenträger mit ihren roten Faserröcken und Speeren bzw. Wedeln werden nun zu Schauspielern in einem kosmischen Theaterstück. Im Tanz stellen sie die Schöpfung der Welt dar, der Menschen, der Pfl anzen, der Tiere und der Sterne. Auch der Schöpfer Amma hat der Legende nach die Welt tanzend erschaffen. Damit beenden die Dogon eine Phase der Gefahr und Unordnung, die durch den Tod des bereits in den Felsen beigesetzten Stammesmitgliedes hereingebrochen war. Obwohl es sich um einen Totentanz handelt, ist die Stimmung unter den Dorfbewohnern nicht niedergeschlagen. Jetzt endlich kann seine Seele, die zuvor rastlos das Dorf durchstreift hatte, in das Reich der Ahnen Einzug nehmen – ein Grund zur Freude. Während des Tanzes beugt sich die Gruppe der Tänzer mit der Kanaga-Maske so weit nach vorne, dass die Aufsätze ruckartig und synchron auf den Boden aufschlagen: Himmel und Erde, Jenseits und Diesseits vereinen sich durch diesen rituellen Akt. Nach der Zeremonie klettern zwei Maskenmänner in die Klippen und stoßen heulende Laute aus, die die ganze Nacht nicht verstummen, denn Stille könnte die bösen Geister anlocken. Die Dogon haben ein animistisches* Weltbild. Diesem zufolge betrachten sie jeden noch so kleinen Teil der Welt als beseelt. Jedes Detail hat seinen berechtigten Platz im großen Ganzen und verdient, respektiert zu werden. Alles ist mit allem verbunden – so kann aber auch jede Störung der festgelegten Ordnung großes Unheil nach sich ziehen. In der Mythologie der Dogon spielt auch die Sternenkunde eine wichtige Rolle. Immer wenn Sirius A, der sogenannten Hundsstern, alle 50 Jahre mit dem ihn umkreisenden Stern Sirius B in einer Linie steht, feiern die Dogon das SigiFest – und dies seit 700 Jahren. Das kann anhand von noch heute erhaltenen Felsmalereien aus dieser Zeit nachgewiesen werden. Doch woher haben Sie dieses Wissen? Für westliche Wissenschaftler stellt dies ein Rätsel dar, zumal Sirius B nur mit modernen Instrumenten auszumachen ist. Abgelegen in den Felsklippen Lange waren die Dogon von äußeren Einfl üssen weitgehend unberührt. Durch ihren abgelegenen Lebensraum auf einem Hochplateau im Bandiagara-Felsmassiv in Mali kamen sie wenig mit Fremden in Berührung und konnten ihre Traditionen bewahren. Dürrekatastrophen bewirken jedoch, dass heute vor allem Jugendliche die Dörfer verlassen. Zudem wurde ausgerechnet die Authentizität ihrer Kultur den Dogon zum Verhängnis. Anfang des 20. Jahrhunderts erfreuten sich die Fundstücke aus der Region des mythenreichen Stammes unter Sammlern in Europa und Nordamerika großer Beliebtheit (s. S. 217). In der Folge wurden Masken und andere Kulturstücke der Dogon außer Landes geschafft und es kam zu einem regelrechten „Ausverkauf“ der Kulturgüter. Informieren Sie sich über Rituale, die beim Tod eines Menschen in unserem Kulturkreis vollzogen werden. Beschreiben Sie diese. BLICK AUF AFRIKANISCHE KULTUREN N r zu P rü fz w e c k e n E ig e n tu d e s C .C .B u c h n e r V e rl a g s | |
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