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So heißt es in einem der Sprichwörter, dass ein Finger keinen Erdklumpen aufheben könne – und sei man noch so gerissen. Die Bwami-Gesellschaft reguliert das soziale und politische Leben. Dieses ist in sieben Ebenen für die Männer und vier für die Frauen unterteilt, wobei die Ebenen allen offen stehen. Bei den Lega kann durch die Teilnahme an einem Initiationsritual, durch Geschenke oder Zahlungen sowie das Befolgen bestimmter Anweisungen ein höherer sozialer Status erlangt werden. Wenn dieser erreicht ist, bedeutet das, dass die Person an Weisheit und moralischer Reife gewonnen hat. Ein Mitglied der höchsten Ebene wird Kindi genannt und gilt als sozialer Führer mit großer Autorität. Rituale Die Maske kann verschiedene Charaktere verkörpern. Es geht also nicht um den Kontakt zu höheren Mächten, sondern um politische und soziale Strukturen, die mithilfe der Masken festgelegt werden. Anders als andere Stämmen glauben die Lega nicht, dass die Maske den Maskenträger verwandelt – er wird also nicht eins mit der Maske. Bei ihren Ritualen werden die Masken gestapelt, an Zäune gehängt, ausgelegt, über den Boden gezogen oder auf der Stirn getragen, wobei der Maskenbart das Gesicht des Trägers verdeckt. Gelegentlich befestigen die Bwami-Mitglieder die Masken an ihren Armen oder halten sie in der Hand. Die aus den Fasern der Raphia-Palme gefertigten Bärte der iukawakongo-Masken (Abb. 3) sollen an die Ahnen erinnern. Sprüche, Schauspiel und Musik verstärken die Ausdruckskraft der Masken noch. Deren Mimik versteht bei den Lega jeder: So stehen zum Beispiel krausgezogene Lippen für einen verärgerten Lehrer, kleine Augen für Weisheit und Weltentrücktheit, Punkte im Gesicht für den Verlust der Jugend. Nach der iukawakongo-Maske kann das Mitglied der Bwami-Gesellschaft die lukungoMaske der Kindi erlangen, die aus Elfenbein geschnitzt ist. Damit hat es die höchste soziale Stufe erreicht. Elfenbein wird mit dem menschlichen Skelett verglichen und weist auf dessen Unvergänglichkeit hin. Die Masken werden vererbt, in der Regel vom Onkel an den Neffen. Bevor der Erbe sie in Besitz nimmt, werden sie auf dem Grab ausgelegt. So bilden sie für jeden sichtbar ein Bindeglied, das Ahnen und Nachfahren vereint. 3 iukawakongo-Maske (Lega, Dem. Rep. Kongo), Anf./Mitte 20. Jh. Holz, Kaolin, Fasern der Raphia-Palme, ca. 22 cm, Galerie Dogon, Berlin 1 Wie unterscheidet sich der Maskengebrauch der Lega von dem der Dogon (s. S. 298 f.) ? 2 Auch bei uns kennt man Statussymbole. Zeigen Sie entscheidende Unterschiede im Denken und Gebrauch solcher Symbole bei den Lega und in unserem europäischen Kulturkreis auf. BLICK AUF AFRIKANISCHE KULTUREN N u r zu P rü fz w e c k e n E ig e n tu m d e C .C .B u c h n e r V e rl a g s | |
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