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1 Gehört eine Kraftfi gur in eine Vitrine? Was mag bei dem Anblick dieser Präsentationsform in einem Afrikaner, der an ihre Macht glaubt, vor sich gehen? 2 Sollten afrikanische Kultobjekte als Kunstwerke oder Ethnographica (Objekte aus völkerkundlichen Sammlungen) präsentiert werden? Benennen Sie das Für und Wider. 3 Beschreiben Sie die Wirkung der Akua Ba-Figur (Abb. 1). Vergleichen Sie ihre Gestaltung mit der der Kraftfi gur nkondi (Abb. 2). auch Haare, Fingernägel, Schlangenköpfe oder Vogelschnäbel. Während nkondi die Bezeichnung für Kraftfi gur ist, benennt nkisi eine Figur mit Nägeln. Dem Glauben nach ist die nkisi der Sitz von machtvollen Jenseitswesen, meist Ahnen, die in die Welt der Lebenden zurückkehren. In Ritualen lädt ein Auserwählter, der nganga, die Figur mit mächtigen Kräften auf. Diese werden durch die Nägel und andere Eisenteile aktiviert. Es gibt die Theorie, dass die nkisi von Darstellungen des Heiligen Sebastian inspiriert sind, dessen Legende christliche Missionare in Afrika verbreitet haben. Er war den Märtyrertod* durch Pfeile gestorben. Diese Theorie ist historisch allerdings nicht belegt. Heilen, strafen, wachen – die spirituelle Funktion Nkondi werden vor allem in Krisenzeiten genutzt, seien sie privater oder gesellschaftlicher Natur, sowie bei der Rechtsprechung. Häufi g wurden die Kraftfi guren an Straßenecken aufgestellt, um Geschäftsabkommen zu überwachen und Regelverstöße zu bestrafen. In der Folge der Christianisierung wurden viele nkondi zerstört, vor allem von konvertierten Afrikanern. Die Leistung des Bildhauers ist zweitrangig, es geht nicht um eine kunstvolle Gestaltung, sondern lediglich um die Wirkung der Kraftfi gur. Wichtig ist hingegen die Rolle des nganga, der die schädlichen sowie heilenden Kräfte steuert – ohne ihn wäre die Figur wirkungslos. Einige Völkerkundemuseen haben in den letzten Jahren Fetische als „Kunst“ im westlichen Sinne präsentiert. So waren sie in Vitrinen zu besichtigen – losgelöst von dem gesellschaftlichen und spirituellen System, dem sie entstammen. In den Augen der Menschen, in deren Alltag sie eine Rolle spielten, ist ein Fetisch hinter Glas jedoch kraftund bedeutungslos. 2 Kraftfi gur nkondi (Dem. Rep. Kongo), 19. Jh. Holz, Eisen, Glas, Pigmente, Pfl anzenfaser, Textil, 95 x 43 x 29 cm, Sammlung Robert Visser BLICK AUF AFRIKANISCHE KULTUREN N u r zu P rü fz w e c k e n E ig n tu m d e s C .C .B u c h n e r V e rl a g s | |
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