Seite 16-23
1.1.2 Aufstieg Roms und Höhepunkt der Machtstellung: Kontinuität und Wandel des Barbarenbildes

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Abbildung: Die Trajanssäule in Rom, Nordansicht.

Weiterführende Informationen zum Bau, zur Gestaltung und Botschaft der Trajanssäule finden Sie in folgendem Werk:
Herwig Buntz und Elisabeth Erdmann, Fenster zur Vergangenheit. Bilder im Geschichtsunterricht, Bd. 1: Von der Frühgeschichte bis zum Mittelalter, Bamberg ²2004
Auszüge aus einzelnen Abschnitten der Trajanssäule bieten sich für eine ausführliche Beschreibung an. Daneben sollte anhand der Abbildung der Säule im Schülerbuch auch die „Lesbarkeit“ der Bilder erörtert werden. In der Oberstufe bietet es sich an, die Gesamtplanung des Trajansforums sowie seine Funktion zu besprechen. Das kann auch in Zusammenarbeit mit dem Kunstunterricht erfolgen, wobei auch das antike Zeugnis der Wirkung auf den Betrachter herangezogen werden sollte. Ferner bietet es sich an, die Botschaft der Säule ausführlich zu besprechen.

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Abbildung: „Wie alles begann …“

 Prüfen Sie die erste Aussage des Comics.
Gezeichnet wird das Bild eines auf permanente militärische Expansion ausgerichteten Imperiums, das aus einer Situation überlegener militärischer Stärke heraus operiert und sich zahlreiche Bevölkerungen untertan gemacht hat. Expansion wird als Ergebnis des Machtwillens Einzelner (in diesem Fall Caesars) dargestellt. Für die Eroberten ist Rom aber durchaus nicht nur feindliche Militärmacht: Attraktiv sind wirtschaftliche Potenz und kultureller Glanz.

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M1 Lebenswelten der Germanen

1.Arbeiten Sie aus dem Text heraus, wie Caesar die militärischen Fähigkeiten der Germanen einschätzt.
Dargestellt werden die Germanen als kriegsstark und jederzeit kampfbereit. Ihr einziger Lebenszweck sei es, sich auf den Krieg vorzubereiten, sie nähmen bewusst Einschränkungen im Blick auf Bequemlichkeiten und wirtschaftliche Entwicklungen auf sich, um nicht an Kampfesstärke zu verlieren. Die gesamte gesellschaftliche und politische Ordnung ist laut Caesar auf den Krieg ausgerichtet.
2.Diskutieren Sie mögliche Folgen für das Bild, das die Germanen bei den Römern einnahmen.
Je kriegerischer und gewalttätiger die Germanen bei den Römern erschienen, desto stärker werden sie als Gefahr wahrgenommen, die es zu bekämpfen gilt. Und ein Sieg über die Germanen ist zugleich ein Ausweis für die Überlegenheit der Römer, die sich selbst gegen Barbaren militärisch durchsetzen können, deren einziger Lebenszweck darin besteht, Krieg zu führen.

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M2 Arminius gegen Varus: Ein Römer berichtet

1.Arbeiten Sie die Gründe heraus, die Velleius Paterculus für die römische Niederlage in der Varusschlacht anführt.
Die Niederlage der Römer war Velleius Paterculus zufolge ein Ergebnis von Verrat und List, nicht aber von grundsätzlicher Überlegenheit der germanischen Barbaren über die Römer. Der Autor personalisiert die römische Niederlage bzw. den germanischen Sieg: Varus als Verantwortlicher auf römischer Seite sei schwach, wenig intelligent, leichtgläubig, an Müßiggang und an Erwerb von Reichtümern interessiert gewesen; er habe sich in Germanien eher als Verwalter denn als Militär betätigt. Er habe sich von den Germanen blenden lassen, die ihm Friedfertigkeit vorspiegelten und ihm Glauben machten, sie akzeptierten die römische Präsenz.
Im Gegensatz dazu skizziert Velleius Paterculus Arminius als schlau, kampferprobt und temperamentvoll. Ihm sei es mit List, Überzeugungskraft, Intelligenz und geistiger Beweglichkeit vor dem Hintergrund seiner Kenntnisse über die Römer gelungen, die Germanen für seine Pläne zu gewinnen und Varus zu besiegen.
2.Vergleichen Sie seine Charakterisierung von Varus und Arminius.
Arminius und Varus werden als gegensätzliche Charaktere dargestellt. Beide stammen zwar aus angesehenen Familien (Arminius sogar aus „vornehmem Geschlecht“, Zeile 34f.), ansonsten hat Arminius aber alles, was Varus nicht hat: er ist „tüchtig im Kampf“, „rasch in seinem Denken“ (Zeile 35) und hat einen „feurige[n] Geist“ (Zeile 39). Arminius wird von Velleius Paterculus als aktiver Anführer charakterisiert, der die Dinge in die Hand nimmt, Schlachtpläne schmiedet, Mitverschwörer hinter sich versammelt und schließlich in den Kampf führt. Er habe sich durch seine Intelligenz und geistige Beweglichkeit ausgezeichnet, die ungewöhnlich für die Germanen gewesen sei und außerdem habe er von seinem intensiven Kontakt mit den Römern profitiert.
Im Gegensatz dazu bleibt Varus passiv; selbst als ihm von den Verschwörungsplänen berichtet wird, reagiert er nicht. Damit trage Varus laut Velleius Paterculus selbst die Schuld an seinem Schicksal und an der Niederlage von drei römischen Legionen. Die Charakterisierung orientiert sich also an einem schlichten Schwarz-Weiß-Schema: Varus’ charakterliche Schwächen spiegeln sich in Arminius’ Stärken.
Günther Moosbauer, Die Varusschlacht, München ²2010
Hans Dieter Stöver, Der Sieg über Varus. Die Germanen gegen die Weltmacht Rom, München 2009
Reinhard Wolters, Die Schlacht im Teutoburger Wald. Arminius, Varus und das römische Germanien, mit neunzehn Abbildungen, zwei Stammbäumen und neun Karten, München 2008
Mythen der Nationen: Arminius – „Gründungsvater“ der Deutschen?
Die „Erfindung“ der deutschen Nation
Im Mittelalter waren die Schriften des Tacitus und damit auch die Geschichte von Arminius und der Varusschlacht so gut wie vergessen. In der Renaissance durchforsteten italienische Humanisten auf der Suche nach antiken Texten die Klosterbibliotheken. 1425 fanden sie eine Abschrift der verloren geglaubten „Germania“ des Tacitus, 1507 seine „Annalen“ wieder. Damit wurden die germanische Frühzeit und die Varusschlacht bekannt.
Tacitus hatte Arminius zum „Befreier Germaniens“ erklärt. Dies nahmen die Humanisten wörtlich: Mit zunehmender Vereinfachung erklärten sie die Germanen zu Vorfahren der Deutschen, von denen diese ihre kriegerische Stärke und Tugend übernommen hätten. Zwar gab es bereits in der Antike und im Mittelalter die Vorstellung, dass sich Völker von mythischen Stammvätern herleiteten. Einen gesamtdeutschen Ursprungsmythos gab es vor 1500 jedoch nicht. Erst in der Frühen Neuzeit entstand unter Gelehrten, von Tacitus ausgehend, die Vorstellung eines ethnisch in sich geschlossenen „germanischen“ Volkes, das sich gradlinig zur deutschen Nation entwickelt habe. Der Reichsritter Ulrich von Hutten feierte Arminius Anfang des 16. Jahrhunderts als einen der „ersten Vaterlandsbefreier“, der das „römische Joch“ abgeworfen habe.
Arminius, bald in „Hermann“ umbenannt, wurde zum ersten deutschen Helden und zum Führer eines germanisch-deutschen Freiheitskampfes, der sich in der Gegenwart fortsetzte, etwa im Kampf des Deutschen Martin Luther gegen die römische Kirche und den Papst in Rom.
Nationaler Mythos im 19. Jahrhundert
Seit Ende des 18. Jahrhunderts setzte eine wahre „Hermanneuphorie“ ein. Den eigentlichen Aufstieg zum Nationalmythos erlebte der „Hermannmythos“ seit der Zeit Napoleons und der Befreiungskriege zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Hermann wurde zur Leit- und Vorbildfigur der nationalen Erhebung gegen die französische Fremdherrschaft und zum Symbol der kriegerischen Nation. So wie er 1.800 Jahre zuvor Varus aus Germanien vertrieben hatte, wollte man nun Napoleon aus Deutschland vertreiben.
Der „Hermannmythos“ wurde nach dem Untergang des alten Reiches immer mehr zur Antriebs- und Rechtfertigungsideologie der nationalen Einigung und Hermann zur Integrationsfigur. Der bayerische König ließ die Varusschlacht 1842 im Giebel der nationalen Gedenkstatte Walhalla verewigen, seit 1836 sammelte ein Verein deutschlandweit für die Errichtung des Hermannsdenkmals. Die großen historiografischen Werke der Zeit begannen wie selbstverständlich mit einer Darstellung der „deutschen Völkerschaften in der Urzeit“ und dem „Freiheitskampf der Deutschen gegen Roms Weltmacht“. Dies alles war Ausdruck der „organischen“ Geschichtsauffassung einer Nation, die sich vorstellte, von einem ethnisch und sprachlich einheitlichen „Volk“ (einem „Stamm“) abzustammen.
Durch das 19. und die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts hindurch wurde der „Hermannmythos“ von nationalen Kreisen verwendet. Der auf seinem Denkmal bei Detmold stehende Hermann reckte bei seiner Enthüllung 1875 sein Schwert nicht gegen die Römer, sondern gegen Frankreich, das 1870/71 militärisch besiegt und über Jahrhunderte hinweg als „Erbfeind“ betrachtet worden war. Das Kaiserreich von 1871 galt dabei als Wiederbelebung des mittelalterlich-germanischen Reiches der Deutschen.
Nach 1918 wurde der „Arminiusmythos“ in „völkischen“ Kreisen verwendet. Diese verstanden ihn jedoch nicht als heroischen Sieg der Germanen, sondern stellten die Ermordung des Arminius durch die eigenen Leute der Dolchstoßlegende gleich, nach der die deutsche Armee durch oppositionelle „vaterlandslose“ Zivilisten aus der Heimat von hinten „erdolcht“ worden sei. Während der Weimarer Republik wurde der „Hermannmythos“ vor allem gegen die Republik und ihre Vertreter instrumentalisiert. So wussten ihn auch die Nationalsozialisten für ihre Zwecke zu nutzen und mit ihrer Rassenideologie zu verbinden. In unterschiedlicher Weise wurde Arminius somit jeweils als Identifikationsfigur herangezogen.
Verfassertext
Zusatzaufgabe:
Zur Enthüllungsfeier des Hermannsdenkmals am 16. August 1875.
Holzschnitt aus der Zeitschrift „Kladderadatsch“ vom 15. August 1875. Arminius und Martin Luther vor dem Petersdom „gegen Rom“. Arminius: „Ich habe gesiegt!“ Luther: „Ich werde siegen!“
 Erläutern Sie die Aussage des Holzschnitts. Warum werden hier Arminius und Luther „gegen Rom“ dargestellt? Recherchieren Sie dazu zum nationalen Luthermythos und zum „Kulturkampf“.
Der Holzschnitt vereint die Abbildung des Hermannsdenkmals vom Teutberg und das Luther-Denkmal aus Worms. Im Bildhintergrund sieht man den Petersdom in Rom umhüllt von bedrohlichen Wolkenmassen.
Den politisch-historischen Hintergrund für den Holzschnitt bildet der sogenannte „Kulturkampf“, den Bismarck im neu gegründeten Reich gegen die katholische Kirche und gegen „ultramontane“ Kräfte (vor allem die Zentrumspartei) unter dem Vorwurf der Reichsfeindschaft führte. Im Gegensatz zur „nationalen“ protestantischen Kirche seien die Katholiken auf Rom ausgerichtet und damit in ihrer nationalen Identität und Loyalität zumindest gespalten. Mithilfe einer Reihe von Gesetzen wurde der Einfluss der Kirche auf Schule, Gesellschaft und Ehe zurückgedrängt. Der „Kanzelparagraf“ von 1871 untersagte Geistlichen politische Stellungnahmen in Ausübung ihres Amtes, das „Jesuitengesetz“ verbot 1872 den Jesuitenorden in Deutschland und 1873 überführte ein ganzes Maßnahmenbündel die Schul- und Kirchenaufsicht in staatliche Hand. 1875 strich das „Brotkorbgesetz“ die staatlichen Leistungen für die katholische Kirche, und die Zivilehe (eine Eheschließung wurde nur auf dem neu eingeführten Standesamt gesetzlich anerkannt) wurde eingeführt. Doch die katholische Bevölkerung rebellierte und stärkte bei Wahlen der Zentrumspartei den Rücken. So war Bismarck gezwungen, in Verhandlungen mit Papst Leo XIII. Kompromisse auszuhandeln. 1887 wurde der „Kulturkampf“ formell beendet.
Arminius und Luther werden vor dem Hintergrund des „Kulturkampfes“ als Vorkämpfer gegen die römische Einflussnahme, symbolisiert durch den im Dunkeln verschwindenden Petersdom im Hintergrund und die Unterschrift „Gegen Rom“, auf Deutschland dargestellt. Arminius hat den Sieg (Schild mit der Aufschrift „Vici“ / ich siegte) gegen die römischen Truppen im Teutoburger Wald aufgrund militärischer Stärke (erhobenes Schwert) erzielt und so die Fußfesseln der römischen Einflussnahme abgestreift (zu seinen Füßen). Luther hat sich der katholischen Kirche mit seinen Ideen und Schriften (Buch „vincam“ / ich werde siegen) widersetzt, so auch auf dem Reichstag von Worms 1521 (Sockelaufschrift „Worms“), wo er mit den Worten „Hier steh ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir! Amen!“ eine Abkehr von seinen Positionen verweigert haben soll. Aus Sicht des Holzschnitts ist dieser Kampf noch nicht beendet, da die katholische Kirche noch immer in Deutschland existiert. So wird der Holzschnitt zu einem Plädoyer für eine protestantisch geprägte deutsche Identität.
Dies entspricht dem im 19. Jahrhundert entstandenen nationalen Luthermythos, der Martin Luther zu einem Vorkämpfer für die deutsche Sprache und die nationale Einheit machte. Es wird betont, dass er sich mit seinen Schriften gegen Rom wandte und dem spanisch-habsburgischen Kaiser Karl V. die Stirn bot.
Ausgangspunkt für die Entstehung des Mythos bildete das von studentischen Burschenschaften geprägte Wartburgfest am 18. Oktober 1817, das an Luthers Thesenanschlag in Wittenberg 300 Jahre zuvor erinnerte. Auch auf zahlreichen Gemälden wurde im Folgenden Luther anhand wichtiger Stationen seines Kampfes (Reichstag zu Worms 1521, Verbrennung der Papstbulle 1520) zum Vorreiter für die nationale Sache stilisiert. Die Bilder erfuhren als preisgünstige Stiche eine weite Verbreitung. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden als Ausdruck der nationalen Bedeutung Luthers zudem zahlreiche Luther-Denkmäler (unter anderem 1868 in Worms, 1883 in Eisleben, 1885 in Dresden). Der Historiker Heinrich von Treitschke verknüpfte schließlich gegen Ende des Jahrhunderts Luther mit dem „germanischen Erbe“, das er als wichtigen Faktor für den Erfolg der Reformation charakterisierte, und betonte so die protestantische Prägung des Kaiserreiches.

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M3 Das Wissen über von Rom nicht beherrschte Barbaren: Tacitus, Germania

1.Legen Sie eine Tabelle an, die zum einen die Namen der im Text genannten germanischen Gruppen festhält und jeweils von Tacitus benannte Eigenschaften zuordnet.
Name
Eigenschaften
Chatten
 
  • stark, stramme Glieder, drohender Gesichtsausdruck
  • intelligent, vermünftig, geschickt
  • Wahl der Führungsspitze, militärische und politische Organisation weit vorangetrieben
  • Krieger zu Fuß, die listig, überlegt und planvoll operieren
  • hören auf ihre militärischen Führer, die strategische Ziele entwickeln und verfolgen
Tenkterer
  • kriegsstarke Reiter, die sehr gut ausgebildet sind und ähnlich wie die Chatten militärisch operieren
  • Pferde als wichtiges Besitztum
  • Erbrecht an kriegerischer Leistung orientiert
Brukterer
  • hochmütig
  • den Römern gegenüber feindlich eingestellt
Chamaver / Angrivarier
 
  • haben Brukterer vernichtend geschlagen, dabei Koalition mit anderen Gruppen gebildet
Semnonen
 
  • umfangreiche Bevölkerung, die ein großes Territorium bewohnt
  • Teil der Sueben; verstehen sich als Elite der Sueben, weil sie deren ältestes Element bilden und sich als besonders edel einschätzen
  • bringen Menschenopfer
Langobarden
 
  • kleinere Zahl als die der Semnonen
  • sehr kriegsstark, haben sich trotz starker Nachbarn unabhängig halten können
Reudigner / Avionen / Angeln / Variner / Eudosen / Suardonen / Nuitonen
 
  • verehren die Gottheit Nerthus, die von Tacitus als „Mutter Erde“ verstanden wird
  • sind durch Flüsse und Wälder geschützt, leben also jeweils nicht in unmittelbarer Nachbarschaft mit anderen Gruppen
Peukiner / Veneter / Fennen
 
  • unklar, ob es sich um Germanen oder Sarmaten handelt
  • schmutzig, unbeweglich, entstellt
Veneter
 
  • leben von Raubzügen
  • bauen Häuser wie die Germanen
  • Krieger zu Fuß
Sarmaten
  • leben auf Wagen und auf Pferden
Fennen
 
  • wild, arm, haben keine Waffen, Pferde, Häuser
  • Jäger und Sammler, geringeres technologisches Niveau, besitzen nur Pfeile mit Knochenspitze und leben in Erdhöhlen und Hütten aus Zweigen
  • verfügen über keinerlei Zivilisation
Hellusier / Oxionen
 
  • geringes Wissen über sie vorhanden
  • Wesen mit Menschenköpfe und Tierkörpern
2.Skizzieren Sie Charakteristika, die für viele oder alle germanischen Gruppen übereinstimmend genannt werden.
Die Germanen werden in der Regel als kriegerisch dargestellt. Für die Gruppen ist die Aufrechterhaltung von Kampfesstärke ein zentrales Element ihres Lebens.
3.Entwickeln Sie plausible Annahmen, um die unterschiedlichen römischen Interessen gegenüber den Germanen zu erklären, die in Tacitus’ Darstellung deutlich werden.
Auffällig ist, dass die Gruppen, die dem römischen Territorium am nächsten leben, als militärisch und politisch besonders gut organisiert eingeschätzt werden. Sie gelten damit für die römische Macht als besonders gefährlich, nicht zuletzt, weil sie Koalitionen mit anderen Gruppen eingehen. Der Kampf gegen sie muss folglich vordringlich erfolgen, um die Grenzen zu entlasten. Kenntnisse der einzelnen Gruppen müssen auch deshalb erworben werden, um zum einen zu wissen, auf welche Bündnisse die Römer sich einstellen müssen, zum anderen aber auch, um die eine Gruppe gegen die andere politisch ausspielen zu können.
Barbara Werthner, Die Römer am Limes. Lernzirkel, Bamberg 2009

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M4 Das Bild der archäologischen Quellen: „Germanen“ zur Zeit des Tacitus

1.Zeigen Sie die hier dargestellten zentralen Erkenntnisse der archäologischen Forschung zu den Germanen auf.
Die Germanen lebten weit verstreut in Dörfern oder Einzelhofsiedlungen, wirtschaftliche Basis war insbesondere die Viehwirtschaft und der Ackerbau. Ihre Kleidung produzierten sie selbst. Feste Häuser, die sowohl als Wohnungen als auch als Ställe dienten, charakterisierten diese Ansiedlungen. Diese erwiesen sich allerdings keineswegs von der Außenwelt abgeschnitten oder abgeschottet. Waren aus dem Mittelmeerraum finden sich allenthalben, die Ergebnis von Fernhandel, von Kriegszügen aber auch von Aufenthalten von Germanen in römischen Ansiedlungen (als Angehörige von Hilfstruppen oder als Geiseln) waren. Durch den relativ intensiven Austausch mit den Römern veränderte sich auch die Sozialstruktur: Eine politische, wirtschaftliche und militärische Elite prägte sich immer stärker heraus. Sie erwarb Reichtum und stand untereinander und mit den Römern in engerem Kontakt.
2.Vergleichen Sie Caesars und Tacitus’ Vorstellungen über die Germanen (M1, M3) mit den Ergebnissen, die die Archäologie liefert.
Caesar und Tacitus betonen vornehmlich die Kriegsstärke und den kriegerischen Charakter der Germanen, deren Lebenszweck die Kriegsführung zu sein scheint. Die archäologischen Quellen lassen die Bewohner in den Gebieten, die die Römer als Germanien verstanden, vornehmlich als Bauern erscheinen. Veränderungen in ihrer Lebenswelt und in ihrer Gesellschaftsstruktur sind der Archäologie zufolge insbesondere Ergebnis des römischen Einflusses – römischer Waren und Lebensweisen, die als attraktiv erscheinen, aber auch der römischen politischen und militärischen Übermacht.